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Veranstaltung mit Frank Witzel: Aleatorische Poetik
30. Januar @ 18:00 - 20:00
Am Dienstag, 30. Januar 2024, freuen wir uns auf ein abendliches Gespräch zum Thema ,Aleatorische Poetik‘ mit dem Autor Frank Witzel, voraussichtlich ergänzt um eine Lesung aus ausgewählten eigenen Texten Frank Witzels. Aleatoretische Prinzipien, also die Integration von Kontingenz und ludischen Aspekten in literarische Produktionsprozesse, spielen im Werk des u.a. 2015 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Autors eine wichtige Rolle. Die Veranstaltung steht im Zusammenhang mit dem RMU-Tandem-Seminarprojekt ,,Gewürfelte Texte. Zufall in der Produktion und Rezeption von Literatur“ als Kooperation von Reinhard Möller (IDLD) und Dana Steglich (JGU-Mainz – FB 06 Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft in Germersheim), sie ist aber offen für alle interessierten Studierenden und Mitarbeiter:innen der beteiligten Institute. Sie wird auf dem Campus der JGU in Mainz stattfinden, der genaue Veranstaltungsort und die Uhrzeit werden noch bekanntgegeben (voraussichtlich 18 Uhr).
Bericht zur LitKultur-Veranstaltung mit Frank Witzel am 30.1.2024
Am 30. Januar 2024 um 18 Uhr fand unsere Veranstaltung mit dem Autor Frank Witzel zum Thema „Zufall und Spiel in der Literatur“ auf dem Campus der JGU Mainz statt. Es handelte sich um ein ganz besonderes Format, das eine Autorenlesung mit Gespräch und Diskussion verband und dabei Aspekte einer aleatorischen Poetik nicht nur thematisierte, sondern auch praktizierte. Die Veranstaltung bildete den Abschluss des Tandem-Seminarprojekts „Gewürfelte Texte“ im Rahmen der Rhein-Main-Universitätskooperation und war für alle interessierten Studierenden und Kolleg:innen der Goethe-Universität ebenso wie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz/Germersheim offen, die durch Aushänge und Rundmails eingeladen worden waren – es blieb allerdings eine Veranstaltung in relativ kleinem Kreis, was für den Ablauf aber durchaus auch Vorteile hatte.
Frank Witzel, u.a. Träger des Deutschen Buchpreises 2015, trug zunächst im Format einer klassischen Lesung einen Text aus seiner Erzählsammlung Die fernen Orte des Versagens vor: Von der Arbeit des Verfehlens, ein fiktiver Brief eines Autors an seinen Verleger über ein (vermeintlich) scheiterndes Buchprojekt, thematisierte die Möglichkeit, aus der Darstellung nicht-erfolgreichen literarischen Schreibens gelungenes literarisches Schreiben hervorgehen zu lassen, und insbesondere auch die Bedeutung von Zufall und Spiel bei solchen Prozessen.
Hieran schloss sich eine ausführliche Diskussion mit Fragen von Dana Steglich und Reinhard Möller als den beiden Seminarverantwortlichen und von Studierenden der beiden Seminargruppen aus Frankfurt und Germersheim an. In diesem intensiven Gespräch ging es unter anderem um die Unterscheidung zwischen einer heroisch-avantgardistischen und einer selbstironisch-bescheidenen Form literarischer Aleatorik. Gerade auf die Fragen der beteiligten Studierenden nach der Rolle von Zufallsimpulsen für Frank Witzels literarische Schreibpraxis gab der Autor ausführliche Einblicke in die Abläufe seiner kreativen Arbeit.
Abschließend gab es dann eine tatsächlich aleatorische Lesungs-Performance, bei der die Studierenden jeweils eine frei gewählte Kapitelnummer Ihrer Wahl aus Frank Witzels Erzähltext Pubertät und Ehebruch ansagen durften, woraufhin der Autor jeweils den entsprechenden Abschnitt vorlas. Indem so die Reihenfolge der Abschnitte gegenüber der publizierten Fassung des Textes entscheidend verändert wurde, entstand ein interessanter Remix der veröffentlichten Erzählung oder – je nach Sichtweise – im Zusammenspiel von Autor und Rezipient:innen ein ganz neuer Text.
Alle Anwesenden verließen die Veranstaltung mit vielen neuen Einblicken und Erkenntnissen, und Frank Witzel selbst bemerkte abschließend, dass das Experiment einer aleatorischen Relektüre seines eigenen Textes seiner Meinung noch eine ganze Weile mit Gewinn hätte fortgesetzt werden können!